Die AfD instrumentalisiert christliche Werte.

Die AfD nutzt die christliche Religion vor allem als Gegenpunkt zum Islam. Sie stellen das Christentum als fotgeschritten, aufgeklärt und kultiviert und den Islam als barbarisch, rückschrittig und ungebildet dar. Daher sei das Christentum dem Islam überlegen.
Die AfD-nahen Medienorgane pushen nur Beispiele, welche diese Erzählung bestätigen. Gewalt- oder Sexualverbrechen von Einzelnen werden auf alle Muslime übertragen und als einziger Grund für die Tat in Betracht gezogen, während andere gesellschaftliche Unterdrückungssysteme wie z. B. das Patriarchat, nicht miteinbezogen werden. Dies ist eine entscheidende Strategie der AfD. Dass diese Verbrechen auch in anderen Religionen vorkommen und auch die christliche Kirche sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert (siehe Kindesmissbrauch), thematisiert sie nicht.
Desweiteren tarnt sie ihren Rassismus gegenüber Flüchtlingen durch die Gegenüberstellung vom Christentum und Islam. Sie stellen es so dar, als ob alle Geflüchteten muslimisch seien und nicht wegen Krieg, Armut und Verfolgung fliehten, sondern weil sie das “christliche Europa islamisieren” wollten. Das ist eine gefährliche Verschwörungserzählung!
Die AfD lügt also und versucht christliche Werte für sich zu vereinnahmen, um sich als Retter und Beschützer darzustellen.
Religion prägt Werte und Normen einer Gesellschaft und es ist unbestreitbar, dass das Christentum einen großen Einfluss auf Deutschland genommen hat. 
Dass allerdings mittlerweile Religion für viele Menschen keine oder kaum noch eine Bedeutung hat, liegt eher weniger daran, dass die evangelische und katholische Kirche nicht mehr “traditionell” genug ist, sondern an der Säkularisierung, der Trennung zwischen Staat und Kirche. Da die Kirchen schwindende Mitgliederzahlen zu beklagen haben, versucht sich die AfD als Schirmherr für die Belange der Kirchen einzusetzten.
Unbestreitbar ist, dass es in einigen Punkten eine inhaltliche Nähe von christlichen Lehren und der AfD gibt, zum Beispiel bei den Themen Abtreibungsverbot und Familienbildern, wo sich vor allem die Strömung, um Beatrix von Storch sammelt. Das benutzt die AfD als Andockpunkt, um enttäuschte Gläubige zu gewinnen und sich selbst als legitime Mitte präsentieren zu können. Schnell kann es dazu führen, dass sie sich als Sprachrohr aller Christ*innen aufspielt.
Jedoch hat sich das christliche Werteverständnis auch verändert und die Kirchen haben aus ihrer zum Teil unrühmlichen Vergangenheit gelernt. So wird die Bibel von vielen Theolog*innen nicht mehr wortwörtlich interpretiert, sondern in ihrem historischen Kontext gesehen. Heutige Schwerpunkte in den christlichen Lehren in Deutschland sind vor allem Toleranz, Nächstenliebe und Barmherzigkeit und stehen daher im Widerspruch zu Rassismus, Gewalt und Religionsfeindlichkeit der AfD. Eine Vielzahl hochrangiger Religionsvertreter*innen hat sich klar und deutlich gegen die AfD positioniert und so wurde die Tarnorganistation “Christen in der AfD” vom evangelischen Kirchentag in Dortmund ausgeschlossen und anstatt die Seenotrettung unterstützt.
Auch wenn es mittlerweile viel aktiven Protest gegen die AfD von Seiten der Kirchen gibt, so sind alle Kirchenvertreter*innen weiterhin in die Pflicht genommen, der identitätspolitischen Verkennung “Wir gegen die” keine Plattform zu bieten.
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