Die AfD ist antisemitisch.

Antisemitismus bedeutet eine Abneigung und Feindschaft gegenüber jüdischen Menschen. Antisemitische Äußerungen werden in der AfD selten direkt getroffen, werden in letzter Zeit aber  immer häufiger. Meistens erscheinen sie in Form von Holocaustleugnung, Geschichtsrevisionismus und Verschwörungstheorien. 
Die Partei selbst versucht, sich weder klassisch-neonazistisch noch offen antisemitisch zu geben und legt ihren Fokus auf die Hetze gegen Migration und den Islam. Sie schreibt dem Islam und muslimischen Gläubigen per se Antisemitismus zu. Damit werden die Menschen unter einen Generalverdacht gestellt, so beispielsweise durch Alexander Gauland im Bundestag, der für Angriffe auf Träger*innen der Kippa muslimische Migrant*innen verantwortlich macht.
Der Zentralrat der Juden und viele weitere jüdische Vereinigungen warnen bereits seit der Parteigründung vor der AfD. Die Mitglieder der rechten Partei weigerten sich bei einer Rede im Bundestag zum Holocaust-Gedenktag aufzustehen bzw. zeigen respektloses Verhalten. Außerdem werden Leugner*innen des Holocausts nicht konsequent aus der Partei ausgeschlossen. Stattdessen werden sie in Schutz genommen und es wird angezweifelt, dass eine Aussage tatsächlich antisemitisch war. Auch wird sich nicht ernsthaft von antisemitischen Äußerungen distanziert. So stellt sich Alexander Gauland hinter Björn Höcke, der das Holocaust-Mahnmal in Berlin als “Denkmal der Schande” bezeichnet. Der Nationalsozialismus sei zudem nur ein “Vogelschiss” in der deutschen Geschichte, wodurch die historische Relevanz und Einzigartigkeit der Verbrechen im Nationalsozialismus relativiert werden.
Die teils revisionistische Geschichtsdeutung lässt sich an verschiedenen Beispielen erläutern. Martin Renner, Mitbegründer der Partei und Mitglied des Bundestags aus Essen, fiel durch geschichtsrevisionistische Aussagen auf und warnt regelmäßig vor einer angeblichen „Schuldkult-Hypermoralisierung“ und stellte sich trotz aller Kritik hinter Björn Höcke. Matthias Helferich, Beisitzer der Landtagsfraktion aus Dortmund fiel bei einer Wahlparty 2017 durch eine blaue Kornblume am Revers auf, die symbolisch auf die nationalsozialistische Schönerer-Bewegung zurückgeht und in Österreich als Erkennungszeichen der Nazis galt. Und auch der ehemalige Pressesprecher des AfD Kreisverbandes Ennepe-Ruhr Stefan Henningfeld setzte Sabotage von AfD Infoständen mit der Progromnacht am 9. November 1938 gleich, in der viele Menschen jüdischen Glaubens gepeinigt, bestohlen und deportiert wurden.
Die öffentliche Gedenkpolitik zum Holocaust wird somit nicht nur abgelehnt, sondern auch sabotiert. Verantwortung für das, was war, ist und sein wird (nie wieder!) weist die AfD von sich. Sie lehnt den Konsens der Erinnerung an NS-Verbrechen ab und möchte den Geschichtsunterricht in ihrem Interesse verändern. Die Junge Alternative skandierte auf einem internen Treffen „Hamas, Hamas, Juden ins Gas“ und die Partei pflegt beste Kontakte zur extremen Rechten, die sich durch offenen Antisemitismus auszeichnet.
Indirekte Äußerungen verstecken nicht nur im geschichtsumdeutenden sekundären Antisemitismus, sondern auch im strukturellen Antisemitismus. Dabei wird hinter globalen politischen Abläufen eine im Verborgenen liegende alles leitende Geheimgesellschaft konstruiert. In diesen wird oft eine unbekannte Macht, “die Elite”, für das Weltgeschehen verantwortlich gemacht. Nicht selten wird “das Böse schlechthin” mit jüdischer Herkunft in Verbindung gebracht. Mit solchen Theorien wurde im Nationalsozialismus der Holocaust legitimiert. Auch heute meinen 55 % der deutschen Wähler*innen, Jüd*innen hätten auf der Welt zu viel Einfluss (laut einer Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach).
Etwas besser getarnt, findet sich struktureller Antisemitismus in Äußerungen von AfD Politiker*innen wieder. So behauptete Gauland in Bezug auf den UN-Migrationspakt: “Linke Träumer und globalistische Eliten wollen unser Land heimlich in ein Siedlungsgebiet umwandeln” und vermutet hier aus der Luft gegriffene heimliche Vorgänge, die von Eliten kontrolliert würden. Jüd*innen müssen nicht einmal genannt werden oder direkt gemeint sein. Allein das Denkmuster einer Verschwörung ist strukturell antisemitisch, da es an gängige Ressentiments gegenüber Jüd*innen anschließt.
Es wird ein Bild erzeugt, dass die “jüdischen Eliten” dafür sorgen, dass so viele Ausländer*innen nach Deutschland kommen, dass weiße Deutsche irgendwann die Minderheit seien. Diese Angst vor dem “großen Austausch” ist zwar unbegründet, da erstens Menschen meistens nicht nach Europa, sondern in die Nachbarländer fliehen (siehe „Rassismus“), zweitens die Kinderrate bei migrantischen Familien sinkt, sobald ein gewisser Durchschnittswohlstand erreicht wird, und drittens ist es absurd, dass wenige Menschen, die ganze Welt kontrollieren könnten. 
Das große Problem ist, dass diese einfachen Denkmuster für Menschen attraktiv sein können, für die das Weltgeschehen zu komplex ist und sie nach einfachen Antworten suchen. Dieser Gedanke vom “Großen Austausch” kann letztendlich zu Terror- und Gewaltakten führen und eine sichere Zukunft in Deutschland, sowohl für Jüd*innen, als auch für „Andersdenkende“ und Geflüchtete unmöglich machen.
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