Offener Brief zu dem Auftritt von Christian Anders in der StadtGalerie Witten

Liebe StadtGalerie, liebe Menschen aus Witten,

am 25. Oktober 2019 tritt der Musiker Christian Anders in der StadtGalerie Witten für eine Autogrammstunde auf.

Seit mindestens 15 Jahren ist über den Musiker bekannt, dass er neben seiner Schlagermusik antisemitische Verschwörungstheorien vertritt und diese verbreitet. So relativierte er den Holocaust, als er auf seiner Website schrieb: »George Bush ist viel schlimmer als Adolf Hitler, denn Hitler hat die Juden im Geheimen ermordet, Bush mordet die Iraker und andere Völker öffentlich.« Etwa zur gleichen Zeit dichtete er den Antisemitismus-Klassiker »Protokolle der Weisen von Zion« in einen Rap um.

Dort heißt es z. B.:

»Ich hab die Macht, ich hab das Geld,
ich bin der Herrscher dieser Welt.
Ich schick euch täglich auf die Rolle,
ihr kennt sie nicht, „die Protokolle“.
Auf sieben Säulen ruht die Welt,
sieben Familien haben das Geld,
Ob Rothschild, Cohn oder Donati,
man nennt uns auch Illuminati.
Mit AIDS verseuchen wir die Welt,
und machen mit der „Heilung“ Geld.«

Anders beschimpfte den jüdischen Journalisten Henryk M. Broder als »Kakerlake«. Jüdinnnen und Juden zu entmenschlichen ist nicht neu, die nationalsozialistische Propaganda setzte jüdische Menschen mit Ungeziefer gleich und ebnete Ihnen so den Weg in die Vernichtungslager. Weiterhin verbreitete er in einem YouTube-Video, dass Albert Einstein ein geistig behinderter Betrüger gewesen sei, der nur deshalb berühmt worden sei, weil er Jude war. In seinen Verschwörungstheorien beschuldigte er den israelischen Geheimdienst Mossad sowohl der Schuld am Tod Yassir Arafats als auch – gemeinsam mit George W. Bush – der Planung und Ausführung des Anschlags auf das World Trade Center am 11. September 2001.

ProSieben kündigte Anders, nachdem diese Widerwärtigkeiten bekannt wurden. Auch die ARD-Sender verbannten ihn teilweise aus den Programmen.

Auch wenn er nicht auf antisemitischen Pfaden unterwegs ist, verbreitet er menschenverachtende Ansichten. So sagte er nach dem Absturz eines Germanwings-Flugzeugs in den französischen Alpen im Jahr 2015: »Wenn es das Karma einer Person ist, aus großer Höhe abzustürzen, zum Beispiel mit einem Flugzeug, dann wird diese Person mit Personen gleichen Karmas eben zu einem Flugzeug dieser Art geführt.« Er sei sogar so weit gegangen und habe die krude Theorie aufgestellt, dass die Passagiere bereits vor Flugantritt durch Organentnahme getötet worden seien. 2014 veröffentlichte er das Lied »Es fährt ein Zug nach Ebola«, in dem er die Opfer und Helfer (laut Anders »Gesindel«) der damaligen Epidemie verhöhnt und die Verschwörungstheorie vertritt, das Ebola-Virus sei erfunden worden, weil die Weltgesundheitsorganisation mal wieder Geld benötige.

Was aus schlechten, antisemitischen Gedanken und Worten entwachsen kann, mussten wir kürzlich leidlich erfahren, als ein antisemitischer Terrorist zwei Menschen tötete und über 50 Jüdinnen und Juden in der Synagoge zu Halle versuchte zu töten.

Wir fordern, dass der Termin abgesagt und antisemitischem Gedankengut kein Nährboden mehr geboten wird.

Herzliche Grüße,

ENSSQ – Ennepe-Ruhr-Kreis stellt sich quer
SPD Witten
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DIE LINKE. OV Witten/Wetter
Piratenpartei Ennepe-Ruhr
Die PARTEI Witten-Wetter-Herdecke
Jusos Witten
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SDAJ Witten
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